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Kampf ums Geld

– In der Presse

Focus

Verleger Bernd F. Lunkewitz fordert für sein Engagement von der Bundesrepublik 183 Millionen Euro Schadenersatz.
Bernd F. Lunkewitz hat sich vom renommierten Berliner Aufbau-Verlag zurückgezogen und damit dessen Insolvenz ausgelöst. Jetzt werden die Hintergründe deutlich: Der Investor will Geld. Er beziffert den durch sein Engagement erlittenen Schaden nach FOCUS-Informationen auf 183 Millionen Euro.

Am 28. März 2008 gab der Bundesgerichtshof Lunkewitz nach jahrelangem Streit letztinstanzlich Recht: Die Treuhand hatte ihm 1991 den Aufbau-Verlag verkauft, obwohl er kein DDR-Volkseigentum war. Als Lunkewitz 1995 davon erfuhr, erwarb er ihn privat vom rechtmäßigen Eigentümer sicherheitshalber noch einmal. Seither streitet er mit der Treuhandnachfolgerin BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben), sie habe ihm eine „vermögenslose Hülle“ verkauft, in die er 18 Jahre lang investiert hat.
Die Kündigung seines Engagements bei Aufbau am 30. Mai 2008 war ein Schritt in seinem Feldzug gegen die BvS. Lunkewitz hatte sich schon knapp zwei Monate zuvor, am 7. April, in Frankfurt/Main mit der „Alte Verlags GmbH“ neu positioniert. Ziel der Firma: „Verlagsgeschäfte im weitesten Sinne und jeglicher Art, einschließlich der Fortführung der Geschäfte des 1945 in Berlin gegründeten Aufbau-Verlags“ zu betreiben.

Der kämpferische Lunkewitz treibt seit 2005 noch zwei weitere Verfahren voran. Sie zeigen, mit welcher Konsequenz er seine Ansprüche durchsetzen will: Der 1945 gegründete Aufbau-Verlag klagt gegen den 1991 übernommenen Aufbau-Verlag auf Feststellung, dass Aufbau/alt identisch ist mit dem 1945 gegründeten Aufbau-Verlag. Dagegen wehrte sich Aufbau/neu mit einer Widerklage. Das Landgericht Frankfurt/Main wies beide Klagen ab, ebenso das Oberlandesgericht Frankfurt. Sie liegen nun beim Bundesgerichtshof. Des Weiteren klagt Aufbau/alt gegen die Person Bernd F. Lunkewitz. Das Verfahren ist mittlerweile beim OLG Frankfurt/Main angelangt.
Nach dem BGH-Urteil haben Lunkewitz und seine Firmen – der Aufbau-Verlag/neu und die Erwerbergesellschaft BFL – zeitgleich am 9. Mai 2008 Schadenersatzforderungen an die BvS gerichtet. Die Frankfurter Kanzlei Hauck Rechtsanwälte fordert für Lunkewitz 48,8 Mio. Euro, der Berliner Rechtsanwalt Christopher Frantzen für den Aufbau-Verlag/neu 106,8 Mio. Euro und der Berliner Rechtsanwalt Bernd Schrader für die BFL 27,4 Mio. Euro – zusammen 183 Millionen.

Die Forderungen werden begründet unter anderem mit rechtswidriger Nutzung von Verlagsrechten, rechtswidriger Lizenzvergabe, Verletzung von Markenrechten, mit diversen Gesellschafterdarlehen der BFL sowie dem ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 900.000 DM (459.184 Euro).
Die BvS, so Sprecher Nikolaus von Lente, habe die Ansprüche als unbegründet zurückgewiesen. Der insolvente Aufbau/neu bestreitet, dass die Ansprüche von Lunkewitz gegen die BvS oder Aufbau berechtigt sind.
Brisante Dokumente, die Lunkewitz’ Rechtsposition untermauern, sind seit einigen Tagen im Netz (ketano.de/mandanten) – bereitet er die Öffentlichkeit auf seine Klagen vor? Bernd F. Lunkewitz hat sich noch nicht zu einer Stellungnahme bereit erklärt.

Rainer Schmitz/Olaf Wilke